Weltweiter Marktführer ist insolvent – “Jeder kennt seine Produkte”

Ein schwarz-rotes, großes Schild in einer Einkaufsstraße in der Nahaufnahme hat in weißen Buchstaben den Text "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" in fetten Buchstaben gedruckt.
Symbolbild © imago/Michael Gstettenbauer

In seinem Segment gehört dieses Unternehmen zu den weltweiten Marktführern – und ist trotzdem insolvent. Während das größte Opfer schon seit Jahren die Beschäftigten erbringen, stehen jetzt noch viele weitere dunkle Stunden bevor.

Von einem weltweiten Marktführer würde man vieles erwarten, aber nicht, dass er einfach so über Nacht insolvent geht. Leider ging es dem Unternehmen schon längere Zeit schlecht, als es bislang bekannt war. Es waren in erster Linie die Mitarbeiter, die sich aufopfern mussten.

Nach überraschender Insolvenz kämpft der Branchenriese ums Überleben 

Hersteller von Autozubehör sind selbstverständlich nie so berühmt wie die Automarken selbst, doch von diesem Unternehmen aus Kirchheim unter Teck hat jeder schon einmal gehört. Jetzt stehen den 215 Angestellten dunkle Zeiten bevor, weil der weltweite Marktführer seit Montag offiziell insolvent ist. Um genau zu sein, hatten es die Beschäftigten hier schon längere Zeit schwer. Man hatte zum Beispiel Sonderzahlungen entsagt, um den Betrieb am Laufen zu halten. Auch hatte man Tariferhöhungen ausgesetzt. Die IG Metall zeigt sich schockiert über den Umgang mit der Belegschaft. Denn zurzeit steht noch nicht einmal fest, ob die Mitarbeiter ihre noch ausstehenden Löhne ausgezahlt bekommen.

An und für sich ist die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich so sehr für das Unternehmen aufzuopfern, bemerkenswert. Doch vielleicht hatte man es zu gut gemeint. Der Betriebsratsvorsitzende Frank Bokowits gibt zumindest niemand anderem als dem Management die Schuld und ist empört, wie man mit den eigenen Leuten umgegangen war. Von außen mag es auch kaum den Anschein gehabt haben, dass einer der weltweiten Marktführer für Autositze insolvent geht. Aber jetzt ist Recaro auch auf dem Papier zahlungsunfähig. Jahrelang hatte das Unternehmen mit den namhaftesten Automarken der Branche zusammengearbeitet. Recaro hat nicht nur VW, Ford und BMW beliefert. Die Firma aus Baden-Württemberg hat auch Mercedes-AMG, Aston Martin und sogar Lamborghini mit seinen ergonomischen und sportlichen Sitzen ausgestattet.

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Ruf und Realität klafften weit auseinander, während die Leidtragenden die Arbeiter sind

Einen Ruf konnte sich der Hersteller für Autositze also auf jeden Fall machen. Dennoch ist Recaro, der neben Lear Corporation, Adient und Faurecia zu den weltweiten Marktführern seines Fachgebiets gehörte, jetzt insolvent. Von einem global anerkannten Betrieb hätte man nicht erwartet, dass er so abrupt zahlungsunfähig wird. Es zeigt sich, dass die finanziellen Probleme tiefer gingen, als zunächst angenommen, und dass die Mitarbeiter unter enormen Opfern gelitten haben. Die Zukunft der 215 Angestellten bleibt nun ungewiss, während das Unternehmen, das einst renommierte Automarken belieferte, sich mit den Konsequenzen seiner Insolvenz auseinandersetzen muss.