“Mit Wucht getroffen”: Deutsches Traditionsunternehmen insolvent

Zwei männliche Techniker mit Blaumann und weißen Helmen sind an einer Maschine und untersuchen diese. Es sieht so aus, als würden sie sich darüber unterhalten, wie diese zu warten ist und wie man sie reparieren kann.
Symbolbild © istockphoto/Ton Photograph

In Zeiten von Energiekrise, steigenden Preisen und einer nur leicht sinkenden Inflation, gehen immer mehr Firmen und Betriebe hierzulande pleite. Nun trifft diese Krise ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen, das insolvent ist, mit voller Wucht.

Obwohl es in Deutschland eine starke Nachfrage nach Arbeitskräften, Innovation und starken Familienbetrieben gibt, gehen in den letzten Jahren immer mehr davon pleite. Nun haben diese schweren Zeiten ein deutsches Traditionsunternehmen mit voller Wucht getroffen, sodass es insolvent ist. Viele Fragen dazu sind aber noch zu klären.

Die Krise in der Landmaschinenbranche

Die traditionsreiche Knoche Maschinenbau GmbH, in Niedersachsen beheimatet und seit 1790 bekannt für innovative Technik zur Bodenbearbeitung, steckt in einer existenziellen Krise. Anfang September 2024 musste das Unternehmen nach vielen Rettungsversuchen Insolvenz anmelden. Gründe hierfür sind sowohl unternehmensinterne finanzielle Probleme als auch die allgemeine Krise in der Landmaschinenbranche. Denn nach Corona kämpften Händler nach wie vor mit überfüllten Lagern, da die Nachfrage massiv eingebrochen war. Deshalb geriet auch Knoche in finanzielle Schieflage. Und das, obwohl Knoche aus Bad Nenndorf in seiner über 200 Jahre währenden Geschichte sehr erfolgreich und weltweit aktiv war. Landwirte in Ländern wie Japan und Rumänien schätzen die hohe Qualität der Maschinen, die speziell für anspruchsvolle Bodenbearbeitung entwickelt wurden.

Trotz dieser Probleme handelten die Verantwortlichen aber schnell und entschlossen. Das Unternehmen sicherte mithilfe der Insolvenzgeldvorfinanzierung die Löhne der rund 40 Mitarbeitenden für die nächsten drei Monate. Das verschafft Knoche Zeit, den Betrieb vorläufig stabil zu halten und mögliche Sanierungsmaßnahmen zu prüfen. Der Insolvenzverwalter Torsten Gutmann betonte die Dringlichkeit einer Restrukturierung, um die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern.

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Chancen und Hoffnung auf Neuanfang

Die Insolvenz bietet jedoch, wie so oft in solch schwierigen Zeiten, auch Potenzial für einen Neustart. Jörg Knoche, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, sieht darin die Möglichkeit, durch strukturelle Anpassungen das Unternehmen zu retten. Ähnliches versuchen gerade viele Traditionsbetriebe, quer durch alle Branchen. Positive Gespräche mit Händlern und Partnern zeigen, dass Knoche weiterhin in der Branche Vertrauen genießt.

Knoche Maschinenbau ist seit jeher bekannt für seine langlebigen und robusten Maschinen. Vom Grubber bis zur Scheibenegge hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht, der für Qualität und Innovation steht. Die Sanierung könnte dazu beitragen, das Unternehmen zu modernisieren und seine Stärke auf internationalen Märkten weiter auszubauen. Gleichzeitig könnte Knoche durch neue Ansätze in der Landmaschinentechnik, wie etwa umweltfreundliche Lösungen, zusätzliche Marktanteile gewinnen​. Ob dies tatsächlich am Ende der Plan von Knoche ist, bleibt abzuwarten. Wie so oft, muss die Insolvenz nicht das endgültige, immerwährende Aus für eine Firma bedeuten. Zum Glück gibt das deutsche Recht noch genügend Spielraum für eine Grundsanierung, Rettung und einen Neuanfang.