Fast 300 Jahre alt: Deutsche Traditionsfirma meldet Insolvenz an

Ein aus Bronze gegossener Löwe. Die Skulptur ist aus massivem Metall kunstvoll gefertigt und ziert den Eingang vor einem Schloss, das man im Hintergrund erkennt. Er stammt aus einer Kunstgießerei.
Symbolbild © imago/Hohlfeld

Dass eine deutsche Traditionsfirma nach fast 300 Jahren in die Knie geht, wirft ein Schlaglicht auf die aktuelle wirtschaftliche Lage. Doch es geht um mehr als nur die generelle Rezession.

Eine deutsche Traditionsfirma, deren Wurzeln bis ins Jahr 1725 zurückreichen, hat Insolvenz angemeldet. Aber dieses Mal geht nicht nur ein Unternehmen verloren. Ein wichtiger Teil traditionellen Handwerks stirbt aus.

Tradition in der Krise und das Handwerk kurz vorm Aussterben

Kunsthandwerk und das 21. Jahrhundert scheinen nicht mehr zusammenpassen zu wollen. Und obwohl große Künstler dieses Handwerk seit Jahrhunderten mit Geschick und Hingabe praktizieren, steht es am Rande des Aussterbens. Der neueste Beweis dafür ist die Insolvenz der Lauchhammer KG. Sie ist – oder war – die älteste Kunstgießerei Deutschlands. Und wenn schon solch eine bedeutende deutsche Traditionsfirma das Handtuch werfen muss, kann man sich ausmalen, wie es um das Kunsthandwerk in unserer modernen Zeit bestellt ist. Einst war das Gießen von Metallen wie Bronze eine hochgeschätzte und weit verbreitete Kunstform, die Denkmäler, Statuen und andere Unikate hervorbrachte. Doch in einer Zeit, in der 3D-Drucker immer mehr an Bedeutung gewinnen, geraten solche Handwerke zunehmend ins Abseits. Warum sollten Kunden für ein aufwendig hergestelltes Kunstwerk Unsummen bezahlen, wenn moderne Technologien schneller und sehr viel günstiger sind?

Natürlich sind die Techniken der Neuzeit – wie zum Beispiel das faltbare Auto – praktisch, daran besteht kein Zweifel. Dennoch geht mit dem Aus von Lauchhammer nicht nur eine deutsche Traditionsfirma, sondern auch eine ganze Lebensweise verloren. Denn ein echtes Handwerk können die Maschinen nicht ersetzen. Kunstgießen – das steht für Detailarbeit, Handfertigkeit und vor allem Beständigkeit. Man sollte sich einmal fragen, ob man die überall geforderte Nachhaltigkeit nicht auch auf andere Lebensbereiche übertragen kann und sollte. Jedes Werk, das aus einer echten Gießerei kommt, erzählt seine eigene Geschichte. Das gilt selbstverständlich auch für alle anderen Handwerke. Gerade in einer Welt, die immer schnelllebiger und austauschbarer wird, könnten und sollten solche einzigartigen Produkte wieder an Bedeutung gewinnen. Es ist jedenfalls zu hoffen!

Lesen Sie auch
Post im Briefkasten: Tausende bekommen Geld geschenkt

Moderne Technik verdrängt nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Kunstfertigkeit

Für die Lauchhammer KG und ihre 26 verbliebenen Mitarbeiter beginnt nun eine Phase der Unsicherheit. Zwar arbeitet man noch weiter, doch kann nicht sagen, wie lange noch. Allerdings wirft die Insolvenz dieser deutschen Traditionsfirma eine viel größere Frage auf: Gibt es in einer zunehmend digitalisierten Welt noch Platz für traditionelles Handwerk? Oder wird das Kunstgießen, das seit Jahrhunderten Teil unserer Kultur ist, nur noch in Museen oder als Nischenhandwerk überleben? Die Antwort darauf bleibt – zunächst – ungewiss.