Branche zittert: Einer der größten deutschen Händler insolvent

Eine ältere Kundin steht vor einer Buchhandlung in der Innenstadt und stöbert durch die Körbe mit Kalendern. Neben ihr befinden sich verschiedene reduzierte Kalender sowie weitere Bücher und sonstige Ware.
Symbolbild © imago/Ralph Peters

Der deutschen Wirtschaft geht es durch alle Branchen hinweg schlecht. Selbst die sinkende Inflation rettet viele Firmen nicht vor der Pleitewelle. Nun ist ein weiterer der größten deutschen Händler insolvent.

Nicht nur einer, sondern viele deutsche Händler sind insolvent oder werden es bald sein. Die Coronajahre und die Inflation setzen der sich nur langsam erholenden deutschen Wirtschaft schwer zu. Der neuste Verlust am Markt ist ein besonders tragischer und trauriger.

Branchenriesen gehen pleite und hinterlassen große Lücke auf dem Markt

Die deutsche Buchhandelsbranche steht vor einer großen Herausforderung: Die Weltbild GmbH & Co. KG, ein bedeutender Akteur im Online-Buchhandel, hat im Juni 2024 Insolvenz angemeldet. Diese Entwicklung zieht weitreichende Konsequenzen nach sich, da auch Tochtergesellschaften wie Bücher.de und Jokers betroffen sind. Beide Plattformen haben im Jahr 2020 beachtliche Umsätze erzielt und waren zentrale Akteure am Markt. Bücher.de allein generierte 78 Millionen Euro Umsatz. Der Wegfall solcher Schlüsselakteure hinterlasst eine riesige Lücke, doch schafft auch Raum für neue Wettbewerber zur Förderung der Vielfalt und Verfügbarkeit auf dem Online-Buchmarkt.

Kunden, die regelmäßig über Bücher.de und Jokers Bücher bestellt haben, müssen als Folge der Insolvenz mit Lieferverzögerungen oder sogar Ausfällen rechnen. Langfristig könnte dies zu einer Reduktion der Buchvielfalt führen, da kleinere und spezialisierte Verlage ohne die starke Vertriebskraft von Weltbild und seinen Tochtergesellschaften möglicherweise nicht überleben können.

Lesen Sie auch
Ärger: Immer mehr Verbrenner parken Ladesäulen für E-Autos zu

Ungewisse Zukunft und doch Hoffnung durch eine bestimmte Zielgruppe

Die Zukunft der Weltbild-Gruppe und ihrer Tochterunternehmen bleibt derzeit ungewiss. Eine Restrukturierung unter neuen Investoren könnte eine Lösung sein. Allerdings ist die Bereitschaft potenzieller Käufer, in einen Markt mit aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten zu investieren, fraglich. Die Droege Group, ein Hauptinvestor von Weltbild, steht vor der Entscheidung, entweder weitere finanzielle Mittel bereitzustellen oder sich vollständig zurückzuziehen, was die Unsicherheit zusätzlich verstärkt.

Trotz der aktuellen Krise zeigt sich die deutsche Buchindustrie widerstandsfähig. So stieg der Branchenumsatz im Jahr 2023 um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein deutliches Zeichen, dass Bücher weiterhin relevant und gefragt sind. Besonders junge Leser tragen mittlerweile zur Belebung des Buchmarkts bei, was in der Vergangenheit eher die ältere Zielgruppe tat. Die Insolvenz von Weltbild und seinen Tochtergesellschaften markiert einen bedeutenden Einschnitt im deutschen Buchhandel. Fest steht jedoch, dass Bücher nach wie vor einen wichtigen Platz im Leben der Menschen haben und die Branche kreative Lösungen finden wird, um den Wandel zu meistern.