Aus nach 300 Jahren: Deutsches Traditionshaus schließt für immer

Die Abfüllanlage in der Brauerei wird bald abgestellt. Nach 672 Jahren schließt nun ein traditioneller Getränkehersteller seine Türen. Eine Ära geht damit zu Ende.
Symbolbild © istockphoto/rusak

Ein deutsches Traditionshaus schließt seine Türen. Nach einem endlosen Kampf gegen sinkende Absätze und steigende Kosten ist ab Dezember Schluss. Allerdings bleibt ein kleiner Hoffnungsschimmer bestehen.

Früher war des Deutschen liebstes Getränk das Bier. Einige Jahre zählte es sogar zu den Grundnahrungsmitteln. Diese Zeiten sind jedoch lange vorbei. So muss nun das nächste deutsche Traditionshaus einer Bierbrauereidynastie seine Türen für immer schließen.

Deutsche Tradition vor dem Ende

Seit 300 Jahren wird in der “Schlössle-Brauerei” aus Neu-Ulm, einem deutschen Traditionsunternehmen, Bier gebraut. Der dazu gehörige Gasthof besteht überdies bereits seit dem Jahr 1673. Selbst der Franzosenkaiser Napoleon war am 14.10.1805 zu Gast im “Schlössle”. Vom Wintergarten im oberen Stockwerk beobachtete er die Gefechtslage bei der Eroberung Ulms. Im Besitz der Familie Zoller ist das Schlössle seit 135 Jahren. Neben den Geschwistern Christa Zoller-Kaltenbacher und Werner Zoller wacht die Mutter der beiden, Maria Zoller, als Seniorenchefin über den Betrieb.

Im Familienrat wurde jüngst auch schweren Herzens die Entscheidung gefällt, dass im Dezember dieses Jahres das deutsche Traditionshaus für immer schließt. Denn auch ein großes Traditionsunternehmen kann vor einer modernen und leistungsstarken Konkurrenz nicht die Augen verschließen. Um weiterhin eine Chance auf dem Markt zu haben, sind große Investitionen erforderlich. Modernisierung und Wachstum sind in diesen Zeiten für das Traditionshaus jedoch unmöglich, da die Nachfrage nach Bier sehr stark gesunken und die Kosten für Rohstoffe und Energie demgegenüber sehr stark gestiegen sind.

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Mit Gaststätte und Biergarten – Besucher enttäuscht

Obwohl die Brauerei bereits seit 10 Jahren rote Zahlen schreibt, sichert die dazu gehörige Gaststätte mit dem Biergarten das finanzielle Überleben. So verwundert es auch nicht, dass die Gaststätte und der Biergarten als Ort der Bierkultur erhalten bleiben.  Schließlich erfreut sich dieser Ort nach der vollständigen Zerstörung durch Brandbomben im Jahr 1944 und dem Wiederbau nach dem Krieg im Jahr 1952 großer Beliebtheit. Wird der Flaschenverkauf in den nächsten Wochen auslaufen, bleibt der Bier-Ausschank in der Gaststätte noch bis Anfang nächsten Jahres bestehen. Danach bleibt das Durstlöschen im Schlösschen anderen Brauereien vorbehalten.