Unerwartet: Autoindustrie verkauft besser als je zuvor

Parkende in einer Reihe stehende Autos auf dem Parkplatz
Symbolbild © istockphoto/Fahroni

Trotz der Krise verkauft die Autoindustrie besser als in den Jahren zuvor. Doch das Ende des Hochs droht.

Die Autoindustrie erwartete eine Krise und einen Einsturz der Verkäufe, doch vor allem E-Autos verkaufen sich besser als je zuvor. Der Brexit bereitet Autobauern jedoch Sorgen und könnte in Zukunft zu hohen Zollkosten führen.

Erfreuliche Zahlen

Die Autoindustrie verzeichnete allein im Mai mit 940.000 Autos knapp 18,5 Prozent mehr Neuzulassungen in Europa als im selben Monat des letzten Jahres. Der Autoverkauf boomt trotz erwarteter Krise damit schon den zehnten Monat in Folge. Experten merken jedoch an, bei den positiven Zahlen nicht zu vergessen, dass das Angebot im letzten Frühjahr besonders knapp war. Die Neuzulassungen waren niedriger, da Chips zu dem Zeitpunkt Mangelware waren.

Vor allem E-Autos scheinen derzeit beliebt zu sein, denn mit 130.000 verkauften Autos im Mai wurden 71 Prozent mehr Neuanmeldungen in Europa verzeichnet. Fraglich ist jedoch, ob die Industrie das Niveau halten kann. Die aktuelle Zollregelung zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union läuft am 1. Januar 2024 aus. Neue Regelungen für E-Autos bedeuten hohe Kosten für Zölle, denn momentan zahlen Hersteller keinen Zoll für alle Autos, die zu mindestens 45 Prozent in einem EU-Land oder Großbritannien zusammengebaut wurden.

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Neue Regelung kommt

Die Autoindustrie verkauft aktuell zwar besser, damit könnte es allerdings aufgrund höherer Zölle durch die neuen Regelungen bald vorbei sein. Ab Januar nächsten Jahres müssen Hersteller unter der neuen Vereinbarung sowohl Rohstoffe als auch Autoteile, die aus Großbritannien stammen, verzollen.

Fahrzeugbauer rechnen damit, in den kommenden drei Jahren Zölle von etwa 4,3 Milliarden Euro zu zahlen und 480.000 E-Autos weniger zu produzieren. Sollte dieses Szenario eintreten, würde es einen Einsturz der Verkaufszahlen und einen klaren Wettbewerbsvorteil für den asiatischen Markt bedeuten.

Autobauer verhandeln

Die Autobauer können den Zollzahlungen eventuell entgehen, indem sie eine zuverlässige Lieferkette innerhalb der Europäischen Union aufbauen. Bisher gibt es vor allem für die Batterien noch keine zuverlässige Lieferkette in Europa. Hersteller sind hier aktuell noch auf importierte Waren auf Asien angewiesen.

Hersteller fürchten die neue Regelung zu Recht und versuchen gemeinsam mit dem Herstellerverband Acea sowie der VDA eine Verlängerung der bisherigen Zollvereinbarung um drei Jahre auszuhandeln. Es bleibt abzuwarten, ob die Brexit-Verträge nachbearbeitet werden und die Industrie ihre Verkaufszahlen in den nächsten Jahren halten kann.