Aus nach 60 Jahren: Bekannter Fahrradhersteller ist jetzt insolvent

In einer hellen Werkstatt eines Fahrradherstellers werden am Fließband dutzende Räder hergestellt. Die schwarzen Reifen sieht man in einer Nahaufnahme, während auch an der Decke die Räder des Herstellers hängen.
Symbolbild © imago/Sylvio Dittrich

Die Pleitewelle trifft weiterhin mehr und mehr Traditionsunternehmen. Nun kämpft auch ein bekannter und beliebter Fahrradhersteller um seine Rettung, der nach jahrzehntelangem Bestehen insolvent gegangen ist.

Eine traurige Nachricht erreicht derzeit die Fahrradfahrer-Bubble. Ein bekannter und beliebter Fahrradhersteller, den garantiert viele kennen, ist insolvent gegangen. Damit trifft es nicht nur Zulieferer, Maschinenbauer und die Automobilbranche, sondern auch andere Industrie- und Wirtschaftszweige.

Schuldenlast war zu viel: Fahrradproduzent muss umdenken

Die Fahrradindustrie durchlebt schwierige Zeiten, und auch der österreichische Hersteller Simplon Fahrrad GmbH kämpft mit erheblichen finanziellen Problemen. Mit Schulden in Höhe von 44,5 Millionen Euro hat das Unternehmen ein Sanierungsverfahren eingeleitet, und das trotz vorangegangener Bemühungen zur Sanierung. Nun ließ sich der Gang in die Insolvenz leider nicht mehr vermeiden. Das Unternehmen verfügt zwar über Vermögenswerte von 33,2 Millionen Euro – eine beachtliche Summe für einen Mittelständler – und zusätzliche Liquidationswerte von 7,3 Millionen Euro. Doch diese reichen nicht aus, um die Schuldenlast zu decken.

Die Unternehmensführung steuert den Prozess auch tatsächlich eigenständig. Unterstützt werden sie nur von Rechtsberatern, die den Gläubigerschutz sichern sollen. In den kommenden zwei Jahren plant man, mindestens 30 Prozent der Schulden zu begleichen. Das ist ein stolzes Ziel, auf dessen Erreichbarkeit sowohl Kunden als auch die 155 betroffenen Mitarbeiter hoffen. Angesichts der angespannten Lage in der Fahrradbranche bleibt jedoch offen, ob dies auch tatsächlich klappt.

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Preisdruck und volle Lager als Hauptprobleme

Simplon sieht sich nicht nur mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert, sondern leidet auch unter einem schwierigen Marktumfeld. Schuld sind – wie so oft – die Folgen der Coronapandemie. Diese haben in der Fahrradbranche für tiefe und längerfristige Verwerfungen gesorgt. Schwankungen in der Nachfrage und Probleme in den Lieferketten führten zu überfüllten Lagern. Seit Anfang 2023 verzeichnen Hersteller, darunter auch Simplon, sinkende Verkaufszahlen, während der Konkurrenz- und Preisdruck stetig steigt.

Trotz dieser Hürden sucht Simplon aber hoffnungsvoll nach Investoren, die das Unternehmen finanziell stabilisieren könnten. Geschäftsführer Jakob Lusch betont hierbei, dass Simplon weiterhin als starke Marke mit großem Potenzial gilt. Diese Markenstärke könnte entscheidend dabei helfen, neue Investitionen zu sichern und dem Unternehmen wieder eine solide Basis zu geben. Die dringend benötigte Stabilität könnte man so ebenfalls zurückgewinnen und so sich auf dem umkämpften Markt wieder etablieren und längerfristig halten.