Stadt in Baden-Württemberg entfernt traditionelle Straßennamen

Vor einem Haus mit gelbem Anstrich steht ein Straßenschild mit zwei Straßennamen. Auf dem blauen Schild kann man die Bezeichnungen von zwei Straßen lesen.
Symbolbild © istockphoto/Global_Pics

Eine Stadt in Baden-Württemberg ändert jetzt mehrere alte Straßennamen. Bürger müssen sich zukünftig umgewöhnen. Denn die bisherigen Namen sind zu belastend.

Die Stadt in Baden-Württemberg will keine Straßen mehr, die nach Personen benannt sind, deren Taten kritisch zu betrachten sind. Deshalb gibt es jetzt einige neue Namen, die die Bürger sich ausgesucht haben.

Das wird erstmal richtig ungewohnt

Wer in der Stadt Mannheim in Baden-Württemberg wohnt, muss sich bald an vier neue Straßennamen gewöhnen. Vor allem für Bürger, die aktuell in der Gustav-Nachtigal-, Theodor-Leutwein- und Adolf-Lüderitz-Straße wohnen, wird es eine Umstellung. Denn ab dem 01. Januar 2025 bekommt ihr zu Hause eine neue Adresse. Hintergrund ist die Tatsache, dass der Gemeinderat der Stadt die Namen als belastend erachtet. Denn die Straßen wurden ihrer Auffassung nach Kolonialisten und Unterstützern des Nationalsozialismus benannt.

Schon im Jahr 2020 betitelte das Leibniz-Institut für europäische Geschichte die vier Straßennamen als kritisch und zog die Verbindung zum Rassismus. In dem damaligen Gutachten heißt es konkret: “Gustav Nachtigal, Theodor Leutwein und Adolf Lüderitz sind Exponenten eines auf Rassismus und der Annahme der Minderwertigkeit außereuropäischer Gesellschaften basierenden, kolonialen Herrschafts- und Ausbeutungssystems”. Die vierte Straße ist nach Sven Hedin benannt, welcher heute als Unterstützer der nationalsozialistischen Rassen- und Herrschaftsideologie bekannt ist.

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Das passt nicht zum Leitbild

Vor allem in Bezug auf das Leitbild der Stadt Mannheim in Baden-Württemberg seien diese Namen laut der Experten des Instituts nicht vertretbar. Denn darin geht es um die Mannheimer Kultur der Vielfalt. Daraufhin hat der Gemeinderat im Februar 2022 mehrheitlich beschlossen, die Straßen umzubenennen und die Bürger um Mithilfe gebeten. Insgesamt gingen 235 Vorschläge ein, von denen nach genauerer Prüfung 18 übrig blieben.

Zwischen diesen 18 Namen durften die Mannheimer zuletzt abstimmen. Das Ergebnis ist, dass die vier Straßen im Stadtteil Rheinau in Zukunft nach dem Reisenden Marco Polo, der Weltenbummlerin Ida Pfeiffer, dem Geophysiker Georg Balthasar von Neumayer und der Schriftstellerin Isabelle Eberhardt benannt werden. Die Stadt nimmt damit klar Abstand von Rassismus, Gewalt und Kolonialismus.