In ersten Städten drohen Spielplatzverbote in Baden-Württemberg

Zahlreiche Kinder spielen ausgelassen auf einer grünen Wiese neben einer Schaukel Fußball. Es sind Mädchen und Jungen dabei und der Ball rollt beim herrlichen Wetter und unter Jubel der Kleinen.
Symbolbild © istockphoto/HappyKids

Ein Streit eskaliert. In den ersten Städten in Baden-Württemberg sollen Spielplatzverbote folgen. Einwohner, Bürgermeister und die Kinder selbst haben nur begrenzt Verständnis für die drastische Maßnahme.

Der Sandkasten ist bei vielen Kindern und Familien der liebste Ort in der Freizeit. Dass hier durchaus mal laut und ausgelassen zur Sache geht, dürfte klar sein. Doch nun drohen den ersten Städten in Baden-Württemberg Spielplatzverbote, die das ganze beenden sollen.

Ein Spielplatz sorgt für Ärger und Diskussionen

Im idyllischen Stadtteil Sulz in Lahr steht der Bolzplatz der örtlichen Grundschule im Zentrum eines Konflikts, der die Nachbarschaft spaltet. Was zunächst als gewöhnlicher Streit um Ruhezeiten begann, hat sich inzwischen zu einem ernsthaften Problem entwickelt. Die beteiligten ziehen sogar für eine Verhandlung vor Gericht. Der Bolzplatz, ein beliebter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche, ist für viele Anwohner leider zu einer störenden Lärmquelle geworden. Während die einen den Platz als unverzichtbaren Ort der Bewegung und sozialen Interaktion sehen, klagen andere über den abendlichen Lärm und die Aktivitäten der Jugendlichen. Vor allem über die zu laute Musik bis spät in die Nacht beschweren sich viele.

Die Situation eskaliert schließlich vollends, als einige Anwohner rechtliche Schritte gegen die Stadt Lahr einleiteten. Sie fordern eine Schließung des Bolzplatzes nach 16:30 Uhr sowie eine komplette Sperrung an den Wochenenden. Für den hiesigen Bürgermeister Guido Schöneboom stellt diese Forderung, wie man sich denken kann, eine ernsthafte Herausforderung dar. Wo Kinder und Jugendliche heutzutage überhaupt noch sicher spielen können, ist die Frage. Die Stadtverwaltung sieht sich in der schwierigen Lage, zwischen den berechtigten Interessen der Anwohner und den Bedürfnissen der Kinder vermitteln zu müssen.

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Zwischen Lärmschutz und Freiraum: Ein schwieriger Kompromiss

Die Forderungen der Anwohner bringen die Stadtverwaltung in eine Zwickmühle. Einerseits haben die Bewohner das verständliche Bedürfnis nach Ruhe in ihrem Zuhause, andererseits brauchen Kinder natürlich auch sichere Orte, an denen sie sich ungestört austoben können. Von der Bürgermeister-Seite aus zeigt man Verständnis für die Sorgen der Anwohner. Jedoch sind die Ressourcen der Stadt, den Bolzplatz regelmäßig zu überwachen, begrenzt.

Die angespannte Stimmung in der Stadt spiegelt so ein allgemeines Problem wider. Die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger an die Stadtverwaltung wächst, während gleichzeitig das gegenseitige Verständnis abnimmt. Der Lokalpolitiker sieht in der Debatte auch ein Zeichen für den Verlust von Gemeinschaftssinn und appelliert an die Stadtgesellschaft, mehr Toleranz zu zeigen. Die Diskussion um den Bolzplatz geht daher weit über das lokale Geschehen hinaus und stellt grundlegende Fragen darüber, wie Menschen in einer immer dichter besiedelten Stadt zusammenleben wollen.