Ära endet: Traditionshersteller verlässt Baden-Württemberg

Ein Luftbild eines großen, abgelegenen Werks/einer industriellen Produktionsstätte mit mehreren Gebäuden, Nutzfahrzeugen und Parkplätzen. Im Hintergrund schließt eine leere Feldfläche die gewaltige industrielle Anlage an.
Symbolbild © imago/Rainer Weisflog

Dieser Verlust trifft wahrlich die gesamte Region. Eine ganze Ära endet nun, nachdem ein Traditionshersteller aus Baden-Württemberg den Standort für immer verlässt. Die Zukunft für die Mitarbeiter und die Produktion birgt jedoch zum Glück nicht nur Negatives.

Gewisse traditionsreiche Unternehmen und Firmen in Deutschland sind eng mit ihrer Region, wo sich der Hauptsitz befindet, verbunden. VW in Wolfsburg, Mercedes in Stuttgart oder BASF in Ludwigshafen. Nun gibt aber ein namhafter und international bekannter Traditionshersteller seinen Standort in Baden-Württemberg auf und verlässt diesen für immer.

Ein Traditionsbruch mit Folgen für Region und Firma

Schleich ist ein deutscher Exportschlager. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg, das für seine detailgetreuen Tierfiguren weltweit bekannt ist, hat in den vergangenen Wochen aber nun für erheblichen Wirbel gesorgt. Nach über 90 Jahren entschied sich der deutsche Spielwarenhersteller, seinen Stammsitz von Schwäbisch Gmünd nach München zu verlegen. Diese Entscheidung traf die Stadt und die rund 250 betroffenen Mitarbeiter wie ein Schlag und wiegt immer noch schwer. Trotz intensiver Bemühungen und Verhandlungen gelang es dabei leider nicht, den Umzug zu verhindern. Ein kleiner Trost erreichten die Verhandlungspartner, Unternehmen und Stadt, aber trotzdem. Ein Teil der Logistik bleibt weiterhin in Schwäbisch Gmünd und sorgt zumindest für etwas Stabilität in der Region. Dieser wird bei einem externen Partner, der Abt Service GmbH, ausgelagert.

Die Ankündigung des Umzugs kam, wie man es sich vielleicht denken mag, für viele überraschend und löste in der Belegschaft sowie in der Region erhebliche Besorgnis aus. Mitte Mai verkündete Schleich, dass der Umzug zum 1. Januar 2025 erfolgen soll, was einen tiefen Einschnitt für Schwäbisch Gmünd darstellt. In den darauf folgenden Wochen versuchten der Betriebsrat und die Geschäftsführung dann, eine Lösung zu finden. Das Ziel war es, die Auswirkungen auf die Belegschaft abzumildern. Obwohl der komplette Umzug nicht verhindert werden konnte, bleibt die Logistik als Teil des Unternehmens in der Stadt, was zumindest einige Arbeitsplätze sichert.

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Kritische Stimmen melden sich zu Wort

Die Entscheidung, den Unternehmenssitz zu verlagern, stieß aber nicht nur intern auf Widerstand. Auch die Gewerkschaft IGBCE äußerte scharfe Kritik an den Plänen von Schleich. Dabei stieß vor allem die Verlagerung der Kernkompetenzen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Beschaffung nach München, sowie die geplante Auslagerung der Logistik an einen externen Dienstleister, viele vor den Kopf.

Trotz der umfassenden Kritik zeigt sich die Geschäftsführung aber mit der erzielten Einigung zufrieden. Schleich-CEO Stefan De Loecker betonte zuletzt die Notwendigkeit dieser Schritte, um das Unternehmen langfristig zukunftssicher und wettbewerbsfähig zu halten. Dennoch bleiben viele Fragen offen, wie sich diese Umstrukturierungen auf die Mitarbeiter und die Region auswirken werden. Während das Unternehmen sich auf neue Herausforderungen vorbereitet, bleibt für viele Mitarbeiter in Schwäbisch Gmünd die Zukunft ungewiss. Der Erhalt der Logistikabteilung mag ein kleiner Erfolg sein, doch der Weggang des Unternehmens hinterlässt deutliche Spuren in der Region.