Ältestes Gasthaus Baden-Württembergs wiedereröffnet

Vor einer großen bunten Menschenmenge erhebt sich ein wunderschönes Altbau-Gasthaus mit rotem Dach, Giebel, grünen Fensterläden und einer weißen Fassade sowie schönem Dekor.
Symbolbild © imago/Lindenthaler

Im Süden Deutschlands gibt es eine enorme Dichte an Kultur, Denkmalschätzen und Sehenswürdigkeiten. Dazu gehört auch Baden-Württembergs ältestes Gasthaus, das nun feierlich wiedereröffnet und Besucher wie Touristen begeistert.

Fachwerkhäuser und Altbauten gehören zu den schönsten Gebäuden vieler deutscher Altstädte, sei es im Süden, der Mitte oder im Norden. Baden-Württembergs ältestes Gasthaus hat tatsächlich sowohl eine beeindruckende Architektur als auch Geschichte, weswegen sich hier ein Besuch allemal lohnt. Die Gaststätte hat jüngst wiedereröffnet.

Das verborgene Erbe von Baden-Württembergs ältestem Gasthaus

Im malerischen Fischerviertel von Ulm befindet sich das Wunder. Hier zieht das Gasthaus “Zur Forelle” mit seinem charmanten Fachwerk und der wunderschönen Fassade zahlreiche Besucher an. Das Gebäude, das längst als historisches Juwel bekannt ist, birgt jedoch ein noch viel älteres Geheimnis. Denn es wurde sehr wahrscheinlich um die Jahrhundertwende erbaut, und zwar in den Jahren 1399/1400 – rund 100 Jahre früher als bisher angenommen. Unglaublich lange steht es also schon in Ulm. Diese Entdeckung verleiht dem ohnehin schon beeindruckenden Bauwerk zusätzlichen historischen Wert und zeigt, wie tief die Wurzeln der Ulmer Baukunst in die Vergangenheit reichen.

Experten für Denkmalmanagement, Architektur und Denkmalschutz brachten diese spannende Erkenntnis ans Licht. Bei der Untersuchung des Gebäudes stieß man auf sogenannte Firstständer, tragende Balken des Dachs, die auf den Winter 1399/1400 datieren. Diese Balken tragen das Gerüst des Dachfirsts. Das deutet wiederum darauf hin, dass das gesamte Gebäude zu jener Zeit entstanden sein muss. Damit gehört die “Forelle” zu den ältesten erhaltenen Fachwerkhäusern in Ulm und ganz Deutschland und erzählt eine Geschichte, die tief ins Mittelalter zurückreicht.

Lesen Sie auch
Nach Jahrzehnten: Kult-Firma aus Baden-Württemberg insolvent

Moderne Wissenschaft und alte Balken enthüllen reale Geschichte

Um das Alter eines Bauwerks wie das der “Forelle” präzise zu bestimmen, greifen Forscher auf moderne Methoden zurück. Die sogenannte dendrochronologische Analyse, eine Technik, die das Alter von Holz durch die Untersuchung der Jahresringe bestimmt, kommt zum Einsatz. Durch eine Holzprobe konnte man demnach die Fällzeit des verwendeten Baums exakt auf die Jahreswende 1399/1400 datieren. Diese Analyse bestätigte, dass das Gasthaus “Zur Forelle” tatsächlich zu dieser Zeit erbaut wurde.

Zusätzliche Hinweise auf das hohe Alter des Hauses fand man in den rußgeschwärzten Balken des Dachstuhls. Diese Verfärbung deutet darauf hin, dass der Rauch aus dem Inneren des Hauses einst durch den Dachstuhl entwichen ist. Die “Forelle” ist somit nicht nur ein Beispiel für beeindruckende mittelalterliche Baukunst, sondern auch ein wertvolles historisches Zeugnis, das die Geschichte Ulms lebendig hält.