1856 gegründet: Traditionsfirma aus Baden-Württemberg pleite

Ein Facharbeiter in der Fabrik bei der Arbeit. Er trägt Schutzbrille und Schutzhelm und hantiert an einer großen Maschine aus Stahl oder Metall. Die Fabrik für Maschinenbau ist riesig.
Symbolbild © imago/Rupert Oberhäuser

Die Pleitewelle will einfach keine Pause einlegen. Die nächste Traditionsfirma aus Baden-Württemberg ist pleite. Seit 1856 konnte sie sämtlichen Herausforderungen trotzen – doch das ist jetzt wohl vorbei.

Obwohl es eigentlich zu den wirtschaftlich stärksten Bundesländern zählt, muss Baden-Württemberg nun die nächste Pleite verzeichnen – und das auch noch bei einer echten Traditionsfirma. Ihre Geschichte war von unzähligen Erfolgsjahren geprägt. Doch das Jahr 2024 zwingt sogar Branchengrößen in die Knie.

Die Krise des Traditionsunternehmens ist ein Schock für ganz Baden-Württemberg

Unglaublich, aber wahr. Die Ursprünge des Unternehmens reichen sogar bis ins Jahr 1830 zurück. Damals produzierte Johann Georg Weisser noch Schraubstöcke für eine Schmiede. 1856 gründete er in St. Georgen schließlich die Maschinenfabrik J.G. Weisser Söhne. Und hier hat der Maschinenbauer nach fast 200 Jahren immer noch seinen Hauptsitz. Umso tragischer mutet es an, dass diese Traditionsfirma aus Baden-Württemberg nun vollkommen in die Pleite gerutscht ist. Aber es ist noch nicht alles verloren. Das Unternehmen hatte einen Insolvenzantrag auf Eigenverwaltung gestellt. Diesem hat das Amtsgericht Villingen-Schwenningen zugestimmt, weshalb der Betrieb vorerst weiterläuft. Doch die finanzielle Schieflage ist unübersehbar. Besonders fies: Sie rührt in erster Hinsicht aus der Insolvenz des US-amerikanischen Mutterkonzerns der Hardinge-Gruppe.

Die  J.G. Weisser Söhne GmbH & Co. KG musste im großen Corona-Jahr 2020 aufgrund von Lieferproblemen bereits 130 Mitarbeiter entlassen. Um den Maschinenbauer weiterhin zu entlasten, verkaufte man das Unternehmen aus St. Georgen an die Hardinge-Gruppe. Letztere ist aber selbst seit diesem Sommer pleite, was der Traditionsfirma aus Baden-Württemberg natürlich gar nicht guttut. Noch sind hier 340 Mitarbeiter beschäftigt, deren Arbeitsplätze, wie es heißt, gesichert seien. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Es ist verrückt, dass sich der Konzern fast 200 Jahre lang in guten und schlechten Zeiten behaupten konnte, aber nun vor solch massiven Problemen steht. Schließlich ist die GmbH aus dem Schwarzwald ein weltweiter Zulieferer für Autobauer. Hier stellt man einige der präzisesten Drehmaschinen überhaupt her.

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Die Eigenverwaltung könnte der Rettungsanker in diesen harten Zeiten sein

Auch wenn sich die Traditionsfirma aus Baden-Württemberg ihrer Pleite stellen muss, bietet der derzeitige Sanierungsprozess dennoch Grund zur Hoffnung. Erste Gespräche mit Kunden seien bereits vielversprechend gelaufen, heißt es. Außerdem ist es gut, dass die J.G. Weisser Söhne GmbH & Co. KG in Eigenverwaltung weiterarbeiten kann. So läuft die Produktion weiter, denn die Aufträge lassen nicht zu wünschen übrig. Es sind so viele wie seit über einem Jahr nicht mehr. Wir wünschen uns, dass dieser Optimismus Früchte tragen wird und schon bald der richtige Investor am Horizont erscheint. Mit Stabilität gelingt auch der Weg aus der Krise.